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(Gelesen: 7056 mal)
DL3BN
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Schrittgeschwindigkeit 45,45 Baud
20.01.2008 um 11:39:29
 
Hallo und einen guten Tag!

Ich habe mich heute (20. Jan. 2008) hier im Forum angemeldet und komme gleich mit einer Frage daher. Es geht um die Schrittgeschwindigkeit beim Fernschreiben (RTTY) 45,45 Baud.

Die Frage die sich in diesem Zusammenhang stellt ist folgende:
Wie kommt diese ungerade Schrittgeschwindigkeit zustande?

Auf den Internetseiten zum Thema Funkfernschreiben gibt es hierzu keine Antworten. Ich meine vor langer Zeit eine Theorie gehört zu haben, die mir von der Logik her am wahrscheinlichsten erscheint.

Sie lautet:
In der Nachkriegszeit kamen amerikanische Fernschreibmaschinen nach Europa. Da die Schrittgeschwindigkeit der Maschinen von der Netzfrequenz des Wechselstromnetzes abhängig ist, liefen diese Maschinen am europäischen 50Hz Stromnetz entsprechend langsamer.
USA 60 Hz = 50 Baud
EUR 50 Hz = 45,45 Baud

Wer kann diese Theorie bestätigen oder ggf. dementieren, bzw. die richtige Lösung nennen?

vy 73 de DL3BN, Richard
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Re: Schrittgeschwindigkeit 45,45 Baud
Antwort #1 - 20.01.2008 um 12:03:00
 
Hallo Richard,

im amerikanischen Fernschreibnetz war die Schrittzeitdauer auf 22 ms festgelegt, in Europa auf 20 ms. Das klingt schon garnicht mehr so ungerade.
Daraus ergibt sich die amerikanische Schrittgeschwindigkeit von 45,45 Bd.

Und weil die US-Amateure zuerst mit RTTY auf die Bänder kamen, wurde das eben aus Kompatibilitätsgrunden auch hierzulande übernommen.

Die eigentliche Frage ist eigentlich, warum die USA nicht die 50 Bd übernommen haben - das deutsche Telex-Netz war das erste weltweit.

73, Werner.
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Re: Schrittgeschwindigkeit 45,45 Baud
Antwort #2 - 20.01.2008 um 14:59:29
 
Hallo Werner,

vielen Dank für die schnelle Antwort.

Dann kann ich diese Theorie also vergessen. Ich habe hin und hergerechnet, kam jedoch nicht auf die 45,45 Baud. Deshalb auch meine Frage. So logisch sie mir zunächst erschien, so falsch ist sie dann auch.
Deshalb noch einmal Dankeschön!

Korrekt und logisch zugleich ist dann:
1000 ms / 22 ms = 45,45 Baud
1000 ms / 20 ms = 50 Baud

Nun bin ich mit der Anatomie einer mechanischen Fernschreibmaschine nicht so vertraut.
Daraus ergibt sich für mich gleich die nächste Frage.
Wie erreichten damals die Funkamateure eine Kompatibilität zwischen den 45,45 Baud Maschinen (USA) und den 50 Baud Maschinen hier in Europa?

Gruß aus Bremen
Richard
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Re: Schrittgeschwindigkeit 45,45 Baud
Antwort #3 - 20.01.2008 um 18:35:03
 
Hallo Richard,

das war unterschiedlich. Bei einigen Maschinen mußten Zahnradsätze gewechselt werden; bei den von mir damals benutzten Maschinen Siemens T37i und T68d war am Motor ein Fliehkraftregler mit einer mit schwarzen und weißen Segmenten. Dadurch konnte man mit stoboskopischen Hilfsmitteln die Geschwindigkeit in einem hinreichend weiten Bereich einstellen.

Gruß aus Hannover,
Werner

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Re: Schrittgeschwindigkeit 45,45 Baud
Antwort #4 - 20.01.2008 um 19:42:19
 
Danke Werner,

mit Deinen Antworten bin ich ein ganzes Stück weiter gekommen.
Dieses Rätsel beschäftigte mich schon damals, als ich mit der Fernschreiberei begann.
(Telereader CWR 685 E und etwas später PK 232 MBX, beides noch in Betrieb)
Jedoch fand ich nichts über dieses Insiderwissen in Büchern oder später im Internet.
Irgendwie fielen mir diese Fragen wieder ein, als ich die Seite von DF3OE fand.

Technisch interessant kann ich mir die Einstellung der Schrittgeschwindigkeit durch eine Änderung des Getriebesatzes vorstellen.
Da kommt das UNIVERSELLE bei den Funkamateuren durch, die dann auch noch gute Mechaniker sein mussten.
Da ich selbst im Amateurfunk nur die rein elektronische Art der Fernschreibtechnik kennen gelernt habe, sind für mich die mechanischen Fernschreiber so eine Art „Böhmische Dörfer“.
Mir wurde einmal gesagt, dass der Kaufpreis einer solchen Maschine damals bei 1000 DM pro Kilogramm Gewicht lag, und dass man sich im laufenden Betrieb auch schon mal die Ohren zuhielt.  Zwinkernd

Zitat:
Die eigentliche Frage ist eigentlich, warum die USA nicht die 50 Bd übernommen haben - das deutsche Telex-Netz war das erste weltweit.


Ich denke, gerade die Amerikaner kochten schon damals ihr eigenes Süppchen. Wenn man bedenkt, wie lange es gedauert hat, bis endlich ein international einheitliches Morsealphabet zustande kam!

Werner, ich bedanke mich noch einmal bei Dir.

73 Richard
(liz. seit 1982)
ryryryryryryryryry
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Re: Schrittgeschwindigkeit 45,45 Baud
Antwort #5 - 20.01.2008 um 20:30:53
 
Zu den 45,45 Bd ist mir gerade eine Vermutung gekommen:

Die Geschäftsleitung hat eine Vorgabe gemacht: es sollen 6 Zeichen pro Sekunde übertragen werden. - Damit kommt man dann bei 7,5 Schritten auf gerundete 22 ms pro Schritt ...

Ich hatte 1973 mal so eine Schaltung für ein Stroboskop veröffentlicht, um mit einem 100 kHz-Quarz die Frequenzen für den 45,45 Bd-Abgleich zu erzeugen.
Und an meinem ersten privaten Rechner (1978) hatte ich die T37 als Drucker betrieben - nur gut, daß die Mieterin in der Wohung darunter meistens außer Haus war. Lang, lang ist's her ...

73, Werner.

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