df1as
Senior Member
Offline
Beiträge: 289
JO52gg
Geschlecht:
|
Präselektor (D) pre-selector (E)
Ein Präselektor ist immer dann zu empfehlen, wenn breitbandige Antennen (Multi-Band-Dipole etc.) auf breitbandige Empfänger treffen. Die hohe Summenspannung kann dann an Nichtlinearitäten des RX Phantomsignale erzeugen. Dies können scheinbare Rundfunksendungen im Afu-Band oder einfach nur erhöhtes Rauschen sein.
Schaden kann ein Präselektor grundsätzlich nur dann, wenn seine Bandbreite geringer als die Nutzbandbreite ist. Letztere ist aber meistens nur einige Hz für Telegrafie oder etwa 3 kHz für ESB-Betrieb. Präselektor-BB liegen darüber und schaden daher nicht - außer, dass man hinterherdrehen muss, wenn es dafür keine Abstimmautomatik gibt.
Wenn man das Gras wachsen hören will, sind selbst für RX mit hoher Großsignalfestigkeit (genau genommen muss man die Verträglichkeit noch speziell nach Mischprodukten sortieren - am häufigsten werden hier IP-2 und IP-3 für gewisse Frequenzabstände angegeben) Präselektoren hin und wieder vorteilhaft.
Aus dem 40-m-Funkbetrieb sind mir sogar extrem schmalbandige Quarzfiltersätze als Präselektoren bekannt. Kann man nicht abstimmen - nur auswählen. Quarzfilter selbst haben aber auch ihre Grenzen. So liegen deren IP-3-Werte auch nicht viel höher als bei den Top-Geräten, wie IC-7800 oder FT-DX-9000. Bei letzteren ist der IP-3 aber noch bei größerem Frequenzabstand definiert, so dass die Quarzfilter doch wieder ein Stück besser sind. Direkte Nachbarstationen könnten also selbst bei diesen Geräten bereinigt werden.
Auf der Rückseite dieses IC-7800 befinden sich übrigens für jeden der beiden Empfänger kurze BNC-Kurzschlussbügel, durch die man lt. Handbuch auch einen Präselektor schleifen kann! Mit einem Filter in herkömmlicher Art (L-C) wird man aber wohl kaum etwas gewinnen. Hin und wieder sind auch spezielle Saugkreise interessant, wenn man z. B. direkt neben KW-Sendern wohnt.
Grundvoraussetzung ist also fast immer eine Multibandantenne und i. d. R. ein Standort hier in Europa (starke KW-Rundfunksender). Die japanischen oder amerikanischen Gerätehersteller hatten sich schon viel Zeit gelassen, bis sie jetzt letztendlich doch auf europäische Bedürfnisse bzgl. Großsignalverhalten eingegangen sind.
Um herauszufinden, ob man tatsächlich einen Präselektor nötig hat, kann man auch ganz einfach einen Abschwächer in den Empfangspfad schalten. Nehmen die vermeintlichen Störungen überproportional ab (also ein stärkerer Rückgang als beim Nutzsignal), liegt tatsächlich Intermodulation vor. Muss man zuviel abschwächen, so dass das Nutzsignal leider auch mit verschwindet, wäre für diesen Fall ein Präselektor die einzige Wahl. Ansonsten tuen es natürlich einfach auch mal 10 oder 20 dB Dämpfung!
Vy 73
Kay-Uwe
|